13.02.2020, 18:48 Uhr
Zum Einstieg gab es ein paar grundsätzliche Daten zum Wolf. Nicht verkehrt, weil jeder den Wolf kennt, aber so richtig dann doch nicht. Bis vor etwa 200 Jahren war für uns auch hier im rheinisch-bergischen Kreis der Umgang mit dem Wolf normal, er war halt da, z.B. auf dem Wolfsweg im Geisterbusch. Dafür war das Wildschwein nicht da, u.a. wegen Mais-Mangel, aber das ist eine andere Geschichte.
Jedenfalls, der Wolf ist im Verlaufe des 19. Jahrhunderts aus NRW, in diesem Fall: dem damaligen preußischen Rheinland, verschwunden (worden), und damit auch aus unserem gewohnten Umfeld. Seitdem kennen wir ihn nur noch vom Hörensagen, Rotkäppchen, es war einmal. Aber gesehen haben wir ihn allenfalls mal im Zoo. Aber ein Wolf im Zoo ist...?
Und seit man einige Ost-Wölfe mit Sendern ausgestattet hat, gibt es noch weitere Zahlen: so wanderte eine Wölfin von der Lausitz an Hamburg vorbei nach Dänemark, kehrte anschließend über Niedersachsen wieder nach Hause zurück, legte also innerhalb weniger Monate tausende Kilometer zurück. Normal. Für eine Jungwölfin, auf der Suche nach Revier und Jungwolf. Welche Bundesländer-Grenzen und nationale Grenzen sie dabei überlaufen hatte, dafür hatte sie kein Bewusstsein, ein Wolf denkt da eher europäisch, wenn nicht global, oder nord-global, denn sein natürliches Verbreitungsgebiet erstreckt sich über die gesamte nördliche Erdhälfte, vom arktischen Kanada bis zum subtropischen Indien. Von Wolfsblut bis Dschungelbuch, literarisch ausgedrückt. Also neben dem Luchs der erfolgreichste und am weitesten verbreitete Beutegreifer dieser Erdenhälfte. Und der mobilste: Der Rekord liegt bei 1.500 km in 2 Monaten, quer durch Europa. Soviel zum Thema Wolf im Zoo.
Fast vergessen, es gibt da ja noch einen Beutegreifer, der neben der nördlichen auch noch die südliche Erdhälfte beansprucht, und mit unserer Erfolgsgeschichte (wir reden natürlich von uns, dem Menschen) kann selbst der Wolf nicht mithalten. Und ist von uns, erst in jüngerer Zeit, an den Rand der Ausrottung bzw. ins Reich der Mythen verdrängt worden.
Wir erinnern uns: Romulus und Remus sind von einer Wölfin gesäugt worden, und somit hätte es Rom, und unser heutiges Europa, ohne den Wolf, Verzeihung!, die Wölfin nie gegeben. Dann hätte ja irgendwer anders, ???, Hannibal ???, ein Afrikaner ???, mit seinen Elefanten ???, Europa geprägt?, unvorstellbar!
Und der Clou an dieser Geschichte: wenige Kilometer östlich von Rom, dem heutigen! Rom, im Apennin, gibt es bis heute eine Wolfs-Population, wie Bathens aktuelle Verbreitungs-Karte zeigt, sprich: es gibt dort eine seit Jahrtausenden nie unterbrochene Tradition Wolf-Mensch-Beziehung, und auch wenn der Wolf dort nur noch ein Schattendasein führt: er hat überlebt, und ist präsent, in einem uralten Kulturland Italien, und auch in Spanien, und in Rumänien sowieso. Und in Russland, und dort in Sibirien, doppel-sowieso.
Dass der Wolf in westeuropäischen Ländern, in denen man das nicht vermutet hätte, überhaupt überlebt hat, und in den osteuropäisch-asiatischen Ländern, und Nordamerika, sowieso.
In Westeuropa muss man neuesten Untersuchungen zufolge tatsächlich von einem Überleben sprechen, die spanische Sierra-Morena-Population ist isoliert und deshalb vom Verschwinden bedroht.
Das Land, von dem ich dachte, dass man von einer ungebrochenen Tradition im Umgang mit Wolf (und Bär) lernen kann, wo die Herden-Schutz-Hunde herkommen, und wo der rumänische Schafhirte an sich ein gewohntes und deshalb entspanntes Verhältnis zum Wolf hat, weil: er hat ja seine Herden-Schutzhunde, und kennt den Wolf auch sonst so.
Das ist wohl auch so, aber weil man davon ausgegangen was, dass es unzählige Wölfe gibt in Rumänien, hat man entsprechende Abschusszahlen freigegeben, oder eben gar keine Zahlen, Feuer frei!, und es gibt ja noch andere Probleme in einem solchen Land, und als man dann doch mal angefangen hat zu zählen, waren die Zahlen dann doch nicht so unzählbar, und deshalb zählt man jetzt doch, vielleicht, hoffentlich, eher mal bevor man schießt, aber wer kontrolliert das, in den Karpaten; ortsansässige Magnaten, ortskundige schafbesitzende Schusswaffen-Geübte, devisenstarke westliche Jagd-Touristen?,…
…oder ist das Problem für den Wolf doch eher, dass die letzten europäischen Urwälder in Rumänien, und damit seine Heimat, nach China verkauft werden? Das mag für den Bären das Fell, Verzeihung!, der Fall sein, aber der Wolf, und das macht Bathen deutlich: braucht gar keine Ur-Wildnis, er ist eigentlich ein Kulturfolger, ohne sich aber von unserem Kultur-Angebot, Schafe zum Beispiel, magisch angezogen zu fühlen.
…wenn sie von Herden-Schutzhunden, die sich für Schafe halten, beschützt werden, sowieso. Ein Zaun ist auch doof, überspringen macht man als Wolf aus Prinzip nicht (das Prinzip, hab ich vergessen…), und unten durch muss man erstmal eine Lücke finden. Und dann kann ja auch noch ein Mensch / Schäfer auftauchen, der ist ja auch irgendwie gefährlich, kommt auf den Schäfer an; unter dem Strich, eingepferchte Schafherde: wird gecheckt auf dem allnächtlichen (weil tagsüber: Mensch unterwegs) Kontrollgang, wenn keine Lücke, weiter, wenn genügend Rehe vorhanden, das auf jeden Fall die einfachere und ungefährlichere Beute. Wenn doch Lücke im Schafspferch, Schutzhund irgendwie abwesend: dann rein, aber dann ist das eine ungewohnte Situation, wie für den Fuchs im Hühnerstall: ausgesuchtes Opfertier gerissen, soweit normal, aber: alle anderen Herdenmitglieder sind nicht geflohen, sie stehen immer noch da, weil sie das Laufen verlernt haben, und weil sie ja noch eingepfercht sind. Wenns einem so einfach gemacht wird, was soll man da noch machen, wenn einem sowohl Instinkt als auch Verstand sagen: beiß zu, auch wenn du das alles nicht fressen kannst, was du da jetzt totbeisst, aber das sind Schafe!, das ist kein Wildschwein, bei dem man auf jede Bewegung, mit den Hauern, achten muss, weil die tödlich sein könnte.
Zwischendurch mal erinnert: Der Hund ist das früheste domestizierte Tier überhaupt, der beste und älteste Freund des Menschen, seit Steinzeiten an, weder Katze noch Wellensittich haben ihm diese Rolle streitig machen können. Genetisch gesehen ist der Hund, auch ein Dackel, ein Wolf, eine nur eben kurzbeinige Rasse, aber noch nicht mal Unterart. Aber uneingeschränkt paarungsfähig, abgesehen von anatomischen Hürden, und abgesehen von der Frage, wie attraktiv ein Wolf eine Dackelin findet. Vielleicht sollte man diese Frage aber auch einfach weiter reichen an den Dackel-Club Köln-Kalk („Alles für den Dackel, alles für den Club!“), vielleicht lässt sich hier die Antwort finden auf die Frage, wann und warum „das“ der Beginn der wunderbaren Freundschaft zwischen Hund und Mensch war, und der Wolf auf der Strecke blieb, freundschaftsmäßig. Also damals, im übertragenen Sinne, später dann: tatsächlich auf der Strecke, also totgeschossen.
Vielleicht ist das Stichwort der Dackelblick, allgemeiner: der Hundeblick, den kennt nicht nur der Hunde-Freund, denn den hat der Wolf nicht, weil: Der Wolf ist auf den Wolf geprägt, ihn interessiert was andere Wölfe sagen (z.B. mit ihrem Blick), der Hund ist auf – den Menschen geprägt, und den Hund interessiert, was der Mensch sagt, z.B. mit seinen Worten („Guter Hund! Mach diesunddas!“), die kann der Hund zwar (auch für die Wissenschaft) erstaunlich gut deuten, aber eben doch nicht soo gut, aber vielleicht ist das ja gerade das charmante HinUndHer von Fast-Missverständnissen. Und wahrscheinlich ist das Stichwort hier ohnehin eher Loyalität. Und als Katzen-Freund war das von mir jetzt ohnehin schon überweit und sinnlos hinausgelehnt, mit den Erklärungsversuchen.
Wann und warum auch immer aus dem Wolf ein Hund wurde, der Wolf steckt noch immer drin in jedem Hund, bei aller Treue, zumindest der Geruchssinn ist noch immer der eines Wolfes, und damit die Kommunikation. Für uns hat eine Ampel 3 Botschaften, für die Zweibeiner unter uns 2, für einen Hund 1000, also der Ampel-Pfahl, im unteren Bereich. Sinne und Instinkte sind noch vorhanden, aber die Ausgangsposition ist eine ganz andere, und darauf wollte Bathen hinaus, bei der Frage:
Also eigentlich lautet die Frage: woran erkenne ich, dass es kein Hund ist? Dackel ist einfach, aber es gibt ja auch Hunderassen, Wolfshunde, Schäferhunde, die sowohl anatomisch als auch von der Färbung wie ein Wolf aussehen. Als kleine Zwischenprüfung und Unterbrechung des Nur-Zuhören-Modus präsentierte Bathen ein paar Fotos, und siehe da!, es waren alles Hunde, Fake-Wölfe, die (für den Laien) aussahen wie Wölfe. Und wer die Präsentation schon kannte, der wusste auch, dass der einzig wahre Wolf dieser Präsentation nicht 1 Jahr sondern 3 Monate alt war. Neu war nur die Frage, ob es sich bei der Kulisse im Hintergrund um ein Dorf in Bulgarien oder in Rösrath gehandelt hat.
Richtig relevant war diese Frage aber ohnehin nicht, weil man einen echten Wolf kaum zu Gesicht bekommt, und erst recht nicht lange genug, um äußere Merkmale abwägen zu können. Und das ist deshalb so, weil der Wolf dem Menschen ausweicht, was ihm leichtfällt, wenn er genügend Platz hat, weil er (der Wolf) ihn (uns Menschen) bekanntlich besser sehen, hören und riechen kann. Dass er uns dann auch besser fressen kann, wenn wir näherkommen, stimmt dann aber nicht mehr, wissenschaftlich ausgedrückt: Wir (Menschen) passen nicht in sein Beuteschema. Im Realitätscheck sieht das dann so aus, von einer Fotofalle eingefangen, von Bathen präsentiert:
Wolf geht seinen Weg, durch den Wald, auf der Suche nach Reh, trifft auf Menschen-Familie, auf der Suche nach Blaubeeren, Wolf ist irritiert, hat sowas noch nie gesehen, geht seinen Weg wieder zurück, Menschen pflücken weiter Blaubeeren, weil nix mitbekommen von Wolf.
Dass dies seit Kurzem nicht mehr so sicher gesagt werden kann, im Bergischen Kreis, liegt auch an der Wölfin GW1433f, die seit Herbst 2019 durch Schafrisse auf sich, und damit auf das Thema Wolf, aufmerksam gemacht hat. Dass es sich um Risse durch einen Wolf, und nicht etwa eines anderen Täters, z.B. Hund, gehandelt hat, das hat der offizielle ehrenamtliche Wolfsberater der drei Bergischen Kreise (Oberbergischer Kreis, Rheinisch-Bergischer Kreis, Rhein-Sieg-Kreis), Dietmar Birkhahn, festgestellt, anhand der typischen Merkmale: Tod durch Kehlbiss, und wenn dann auch noch Gen-Material zurückgelassen wurde, Speichel oder Haare, dann konnte der letzte Beweis per Gen-Analyse erbracht werden. Und obendrein ist die Wölfin auch noch in eine Fotofalle getappt, u.a. am 05.10.2019, zwar nicht auf frischer Tat im Schafsgatter, aber bei ihrem Kontrollgang durch den Wald.
Zu den Tatorten gerufen, die Opfer(-Lämmer) untersucht und den Täter (die Täterin, Wölfin) identifiziert hatte Dietmar Birkhahn, der offizielle Wolfsberater der drei Bergischen Kreise, dem Bathen das Heft in die Hand und die Beamer-Kontrolle übergab. Ab jetzt ging es mit Birkhahn konkret um das, was in den letzten Monaten in Sachen Wolf in der Gegend passiert war, was in nächster Zeit zu erwarten ist, und was man tun kann und sollte, als Spaziergänger, als Schäfer, als Jäger, als Hundehalter.
Virginia gestrichen: Niemand! Jedenfalls niemand, der sich mit Wölfen auskennt, und um deren Menschenscheu weiß, so wie die Schäfer in den rumänischen Karpaten, oder wie Wolfsexperte Dietmar Birkhahn. Zugegeben, dem nimmt man gerne ab, dass er sich mit seinem stämmigen Körperbau vor nix fürchtet und jedem Hunde-Wolfs-Blick standhalten kann. Aber auch der deutlich leichtgewichtigere Markus Bathen hatte schon klar gemacht, dass er sich in seiner jahrzehntelangen Tätigkeit im Wolfsgebiet nie Gedanken um seine persönliche Sicherheit gemacht hatte, auch nicht um die seiner kleinen Kinder. Aber sowas weiß man eben nur, wenn man an die Anwesenheit des Wolfes gewöhnt ist, und das hat uns der Osten, sowohl der deutsche als auch der rumänische, gegenüber dem rheinisch-bergischen Westen voraus.
Also: für den sonntäglichen Spaziergang durchs Bergische, z.B. um den Altenberge Dom, hat sich nichts geändert, selbst bei einer Nachtwanderung braucht man sich keine Gedanken zu machen. Aus der Zuhörer-Runde kam dann die Frage:
Dazu Birkhahn: Wenn Sie, als Rösratherin, im Königsforst spazieren gehen, dann sollte Ihr Hund da nicht freilaufen, weil Naturschutzgebiet, und das Wohlbefinden von Wildtieren (Reh, Rothirsch, bodenbrütende Vögel, …) Vorrang hat, sogar gesetzlich verordneten, vor dem (verständlichen) Bewegungsdrang des Hundes. Es gibt ja die aufs Wort gehorchenden Hunde, die auch immer auf den vorgeschriebenen Wegen bleiben. Für die von dieser Regel abweichenden Hunde gilt: Ob der Wolf den Hund als Feind, Konkurrenten, Eindringling in sein Revier, Spielgefährten oder potentiellen Partner ansieht, weiß der Wolf meist selber nicht, im Zweifelsfall macht er das, was er bei einer Begegnung mit dem nachdackelnden Menschen auch macht: überrascht sein und ausweichen.
Aber: Die Wahrscheinlichkeit für einen im Wald freilaufenden Hund, einem Wolf zu begegnen, ist immer noch vielfach geringer als die Begegnung mit einem Wildschwein, denn selbst wenn sich hier irgendwann ein Wolfsrudel niederlassen sollte, in dessen Revier wird es immer eine vielfache Anzahl von Wildschweinen geben. Und die sind, sowohl die Keiler als auch die Mütter von Frischlingen, für Hunde weitaus gefährlicher, weil angriffslustiger, als Wölfe.
Das war eine weitere Frage aus der Zuhörerrunde, Birkhahns Antwort: Für Nutztierhalter, insbesondere Schäfer, wird sich einiges grundsätzlich ändern, wenn der Wolf sich auch in NRW etabliert haben wird, und das wird er, schon bald.
Aber: so wie in den Karpaten kein Schaf des Wolfes wegen in einen Stall gepfercht wird sondern wie seit Menschengedenken in die Bergwälder auf die Sommerweiden getrieben wird, in Wolfs- und Bärengebiet, so muss auch im Bergischen keine Kuh und kein Schaf zum Stubenarrest verdammt werden, wegen des Wolfes. Was auch kein Naturschützer will, denn die wollen ja viel mehr Vieh wieder in der Landschaft haben statt im Stall, wie damals, vor 150 Jahren, damals war das normal, Kühe zur Eichelmast im Königsforst, heute ist das ein Projekt, wenn man die Kühe in die Landschaft schickt, Biotoppflegeplan, dafür gibt es Gelder inzwischen. Denn diese Nutztiere, Pferde, Kühe, Hausschweine, Schafe und Ziegen, haben mit unserer rheinisch-mitteleuropäischen Landschaft das gemacht, was ihre wilden Verwandten auch gemacht hätten: sie gestaltet. Wenn man sie nicht ausgerottet hätte. Also die Wilden: Auerochse, Wildpferd, Gämse (in den Mittelgebirgen), Wildschwein, oh ja! Das war zwischenzeitlich keine Plage sondern eine Rarität!
Und das ging alles mit dem Wolf, und das geht auch heute noch, wenn man vorsorgt, und was man früher keinem Schafhirten erzählen musste, das erzählt einem heute Dietmar Birkhahn, als Berater, immerhin kostenlos, weil: Wir sind ja seit Kurzem Wolfsverdachtsgebiet, und wenn das so ist, dann gibt es auch finanzielle Unterstützung für die Vorsorge.
Die Vorsorge sieht so aus, wie Birkhahn kundtat: Schutzzaun, der nicht hoch sein muss, weil ein Wolf einen solchen ungern überspringt, aber lückenlos und bodentief, weil er ihn lieber unterkriecht. Und als effektivste Maßnahme: Herdenschutzhunde. Nicht zu verwechseln mit Hütehunden, die für einen ganz anderen Job gezüchtet wurden, Schafe resolut zusammen zu halten, Schutzhunde dagegen: halten sich selbst für Schafe, und beschützen diese dann auch, und vor denen haben Wölfe dann auch Respekt, checken die Lage, und halten sich fern.
Aber diese Maßnahmen muss man auch einhalten, konsequent, blöd nur: wenn man seinen Zaun nicht instand hält, oder keine Schutzhunde anschafft – weil man Angst vor Hunden hat. Ich bin kein Schäfer, aber für mich persönlich nicht soo unnachvollziehbar, ich hatte jedenfalls schon beängstigende Begegnungen mit Dackeln, aber noch keine mit einem Wolf.
So oder so, für Dietmar Birkhahn ist sowas nicht nachvollziehbar, und er ist derjenige der entscheidet, ob es die gesetzlich vorgesehene Entschädigung gibt, wenn es nachweislich ein Wolf war, der das Schaf gerissen hat, und in einem solchen Fall sagt er dann: nein, weil die erforderlichen Maßnahmen nicht konsequent umgesetzt wurden, sorry!
Aber das war eher eine Ausnahmen-Anekdote, wenn man die Regeln beachtet, sowohl die staats- als auch die naturgesetzlichen, dann klappt das auch, dazu konnte Markus Bathen eine positiv-Anekdote beitragen, Zitat eines Schäfers:
Will heißen (in Ostdeutschland, wo es mehrere benachbarte Wolfsrudel gibt): Die ansässigen Wölfe kennen ihr Revier, kennen die Schafsgatter, die Schutzhunde, sparen es sich, waghalsige Angriffe zu versuchen, Rehe gibt es genug. Und dieser ansässige Wolf von nebenan hält mit tödlichem Ernst jeden ortsfremden Wolf von seinem Revier fern, welcher, jung und unerfahren wie er meist ist, eher der Versuchung erliegen würde, es mal zu probieren, die Lücke in der Verteidigungslinie der Schafe zu finden, meist mit dem bitteren Ende auch für sich selbst.
Auch hierzu konnte Bathen einen wertvollen Erfahrungs-Beitrag aus dem Osten beitragen: Dort ist nicht nur die Dichte der Wolfs-Reviere weit ausgedehnter sondern auch die der menschlichen Jagd-Reviere, also diejenige der Jäger, oder andersherum: Im Westen hat man es mit deutlich mehr Jagdpachten / Jägern zu tun, die ein Wolfs-Revier abdecken, und somit ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass 1 Jäger durch „Entnahme“ 1 Wolfsrudel „destabilisiert“ bzw. eine Rudelbildung verhindert, obwohl die anderen (ich sag mal) 5 Jäger, die sich in diesem Wolfs-Revier eingepachtet haben, sich eigentlich gefreut hatten, über die Rückkehr eines angestammten Wildtieres und Ur-Rheinländers in sein Heimatland und ihr Jagdrevier. Als in sein, des Wolfes Heimatland, und in ihr, des (menschlichen) Jägers Jagdrevier.
Und, so Birkhahn: Zuviel Kuschel-Tourismus von Wolfs-Freunden, die ihn nur mal vor die Kamera oder das Smartphone bekommen wollen, ist auch nicht gut, etwas Privatsphäre hätte Isegrim schon gerne, ausweichen kann man nur, wenn auch Platz dafür da ist.
Das waren dann auch Infos und Denkanstöße genug für einen Abend, die wichtigste Info vielleicht diejenige, dass es einen Wolfsberater Dietmar Birkhahn für den Bergischen Kreis gibt, an den man sich mit allen weiteren Fragen wenden kann, was die Finanzierung von Schutzmaßnahmen angeht, oder die Entschädigung im Falle eines Risses, oder falls man einen Wolfsverdacht melden will:
Dietmar Birkhahn
0171 474 1228
wbd.birkhahn@t-online.de
Zwei Tage nach diesem Vortrag, am 14.02.2020, war in der Presse und den Medien zu lesen, dass ein Wolf die Grünbrücke über die Autobahn A3 überquert habe. Und zwar vom Königsforst kommend Richtung Wahner Heide. Der männliche Wolf war von einer Fotofalle erfasst worden, und zwar schon am 27. Juli 2019, wie das LANUV bekannt gab, welche das Fotofallen-Monitoring managet. Seitdem ist vom ersten Kölner Wolf seit 200 Jahren die Rede, abgesehen von denen im Kölner Zoo. Wo er herkam und was aus ihm geworden, darüber gibt es keine weiteren Hinweise. Wahrscheinlich ist er längst wieder abgewandert, vielleicht über den Wolfsweg, welcher seit Urzeiten von der Wahner Heide über den Königsforst bis ins Bergische führt…
Unser kurzer Bericht über den Wolf auf der Grünbrücke